18.11.2020

Co-Working-Spaces als dritte Option zwischen Büro und Homeoffice

Arbeitsleben

Co-Working-Spaces gibt es vermehrt auch im Kanton Aargau. Solche Gemeinschaftsbüros, die sich für ortsunabhängige berufliche Tätigkeiten eignen, haben Vor- und Nachteile. Und die Coronavirus-Pandemie lässt sie in einem neuen Licht erscheinen.

Nicht zwingend zusammenarbeiten, aber zusammen arbeiten: So lässt sich das Wesen von Co-Working-Spaces auf den Punkt bringen. In einem Raum (Space) – der nicht selten in einem nachgenutzten Fabrikationsgebäude mit «industrial chic»-Stil untergebracht ist – arbeiten mehrere Menschen gleichzeitig an ihren eigenen Projekten. Beruflich haben sie eigentlich nichts miteinander zu tun. Ausser, dass sie sich eine professionelle Büroinfrastruktur teilen, von zeitgemässem Mobiliar über ein buchbares Sitzungszimmer, WLAN und Netzwerkdrucker bis hin zur Kaffeemaschine. Und dass sie nur monats-, wochen-, tage- oder sogar stundenweise einen Arbeitsplatz brauchen.

Co-Working-Spaces eignen sich, kurz gesagt, für alle Berufe, die nicht an einem bestimmten Ort mit physischer Präsenz ausgeübt werden müssen. Wer in einer Fabrikhalle, Werkstatt, Backstube, Ladenlokal, Spital oder ähnlichem arbeitet, für die oder den ist der Co-Working-Space nichts. Wer hingegen seine Arbeitstage im Büro am Computer und Telefon verbringt, kann gerade so gut auf einen Co-Working-Space ausweichen.

Die Vor- und Nachteile von Co-Working-Spaces

Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer in den nächstgelegenen Co-Working-Space fährt, spart sich einen unter Umständen langen Arbeitsweg mit Stau oder vollen Zügen. Im Gegensatz zum Homeoffice ist man nicht allein, sondern kann sich bei Bedarf mit anderen Co-Workers austauschen, neue Ideen generieren und so seinen Horizont erweitern. Zudem lassen sich Berufliches und Privates besser trennen als im Heimbüro. Beides dürfte selbstständige Einzelunternehmer besonders freuen. Durch die flexiblen und kurzfristigen Buchungsmöglichkeiten bleiben die Kosten überschaubar, was vor allem für Start-ups interessant ist, die nicht das Risiko eines mehrjährigen Mietvertrags eingehen wollen.

Die Kehrseite: Co-Workers haben kein eigenes Reich, müssen jeweils abends den Desk räumen, da sie beim nächsten Mal vielleicht einen anderen benutzen müssen (es sei denn, sie zahlen einen Aufpreis für einen fixen Arbeitsplatz). Sie haben keine Ruhe, wenn der Co-Working-Space voll ist und einem Bienenhaus gleicht (es sei denn, das Angebot beinhaltet auch Einzelbüros oder einen schallisolierten Raum-in-Raum-Container, sog. "Office-Pod"). Und sie haben keinen Zugriff auf Dokumente, die nicht auf der Festplatte oder in der Cloud abgelegt sind (es sei denn, man kann einen abschliessbaren Korpus hinzumieten). Erfahrene Co-Workers könnten sicher weitere Situationen schildern, in denen sie das Gemeinschaftsbüro gern gegen ihren angestammten Arbeitsplatz oder das Homeoffice eingetauscht hätten.

Die Situation im Aargau

Co-Working-Spaces sind im Kommen und zwar nicht nur in den grossen Zentren, sondern auch in Kleinstädten und Regionalzentren des Kanton Aargaus. Der Regierungsrat listet in seiner Antwort auf einen Vorstoss im Grossen Rat zehn bestehende und drei geplante Co-Working-Spaces auf (Stand: September 2020). Es geschieht viel im Bereich der Co-Working-Spaces: Mittlerweile sind es bereits zwölf bestehende Anbieter und zwei geplante Co-Workings. Hier eine Auflistung sortiert nach Ort:

Die Reaktionen auf Covid-19

Der Regierungsrat äussert sich auch zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die verschiedenen Arbeitsorte. Er prognostiziert, «dass die Arbeit im Homeoffice zum Teil auch auf Kosten der Coworking-Spaces gehen wird». Einzelne Aargauer Anbieter haben auf die behördlichen Empfehlungen, wenn immer möglich im Homeoffice zu arbeiten, folgendermassen reagiert:

BYRO Kaffeebar & Coworking bezeichnet seinen Co-Working-Space als Covid-konform: «Wir halten die Schutzrichtlinien ein und bieten dir somit eine flexible und spannende Alternative zum Homeoffice. Mehrere Räume und Rückzugsmöglichkeiten stehen dir zur Verfügung, Abstände zwischen den Arbeitsplätzen sind eingehalten und eine kontrollierte Komfortlüftung mit Aussenluft installiert.» Das Business Center 1905 in Baden schreibt: «Wir desinfizieren täglich, stellen Masken bereit und sorgen vor allem für den nötigen Abstand. Wir bieten aktuell jedem 1905-Kunden einen fixen Arbeitsplatz ohne direkten Nachbarn. Ausserdem funktioniert unsere Lüftung ausschliesslich mit Frischluftzufuhr und läuft auf Hochtouren. Dadurch sagen wir Aerosolen den Kampf an.» Und der Coworking Space Zofingen bietet eine Corona-Aktion 2020 mit Sonderkonditionen für die Miete eines fixen Arbeitsplatzes.

Der Blick in die Zukunft

Bereits ans Post-Corona-Zeitalter denkt Coworking Switzerland. Bezug nehmend auf ein Postulat im Nationalrat, das die Förderung von Co-Working ausserhalb der städtischen Zentren verlangt, schreibt der nationale Verband: «In der Corona-Krise mussten viele von uns ihren Aktionsradius plötzlich und drastisch verkleinern und haben dadurch ihre unmittelbare Umgebung, ihr Quartier, ihr Dorf neu entdeckt. Mit dem regionalen Coworking können wir (…) nun dieses neue lokale Bewusstsein gemeinsam aktiv gestalten und zu einer positiven Kraft entwickeln.» Und auch die Genossenschaft VillageOffice, die ein schweizweites Netzwerk von Co-Working-Spaces aufbauen will, ist überzeugt: «Lokale Gemeinschaften und dezentrales Arbeiten werden nach Corona noch wichtiger.»

Gerade in Corona-Zeiten sind Co-Working-Spaces ein Zwischenweg zwischen angestammtem Büro und empfohlenem Homeoffice: Die Kontakte zu anderen Menschen werden reduziert, aber nicht gleich so heruntergefahren, dass Effizienz, Kreativität, Teamwork und letztlich die Arbeitsleistung zu sehr leiden.

Autor: CH Media

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