18.08.2021

Mit E-Autos und Kombi-Abos zur mehr Nachhaltigkeit

Interessen

Im «postfossilen» Zeitalter nimmt die Elektromobilität zu, und das Auto wird wenn möglich geteilt oder zumindest geschickt mit anderen Verkehrsmitteln ergänzt. Flatrates für kombinierte ÖV-Auto-Abos sind Ausdruck des Megatrends nachhaltige Mobilität.

Die Mobilität verändert sich sowohl nachfrage- als auch angebotsseitig. «Die Welt im 21. Jahrhundert ist nicht nur durch ein wachsendes Mobilitätsbedürfnis, sondern vor allem durch eine zunehmende Vielfalt an Mobilitätsformen gekennzeichnet», schreibt GlobalanceWorld, ein Tool zur Beurteilung der Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Geldanlagen der Schweizer Privatbank Globalance. Und das deutsche Zukunftsinstitut prognostiziert: «Die Mobilität von morgen wird definiert durch das Ineinandergreifen von Arbeit, Wohnen und Freizeit. Von A nach B zu kommen, reicht künftig nicht mehr aus – entscheidend in einer multimobilen Welt sind: Erlebnis, Nachhaltigkeit und Gesundheit.»

E-Autos verdoppeln Marktanteil

Beschäftigen wir uns hier mit den Nachhaltigkeitsaspekten von Mobilität. Angewandt auf Verkehrsmittel, bedeutet Nachhaltigkeit die «Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit» (Wikipedia) der Rohstoffe für die Bauteile von Fahrzeugen und natürlich für die Antriebsenergie. Der Trend zum «postfossilen» Auto, das statt mit Benzin oder Diesel mit Strom oder Wasserstoff angetrieben wird, ist deshalb ein Nachhaltigkeitstrend. Und was für einer: Laut Swiss eMobility haben Elektroautos in der Schweiz im ersten Halbjahr 2021 ihren Marktanteil gegenüber der Vorjahresperiode fast verdoppelt. «Auf das ganze Jahr gerechnet ist ein Marktanteil der Steckerfahrzeuge von über 20% realistisch», schreibt der Verband.

Autonomes Fahren ist nicht zwingend nachhaltig

Die Autos werden aber nicht nur immer emissionsärmer bis emissionsfrei, sondern auch immer autonomer. Bei allen Bedenken: «Anwendungsfälle wie autonome Shuttle-Dienste, das Parkieren eines Fahrzeugs, nachdem der Fahrer ausgestiegen ist, und nicht zuletzt die «Summon»-Funktion bei Tesla, die den Wagen über kurze Strecken selbstständig zum Fahrer kommen lässt, zeigen: Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.» Dies schrieb die NZZ im April 2021 in einem Artikel über die gesetzliche Regelung von technischen Möglichkeiten. Autonomes Fahren wird in fünf Stufen unterteilt, wobei Stufe 3 auch in der Schweiz bereits zugelassen ist: hoch- und vollautomatisierte Fahrfunktionen wie der Spurwechselassistent, die von der Fahrerin/vom Fahrer nicht mehr dauerhaft überwacht werden müssen. Er oder sie muss jedoch jederzeit die Kontrolle übernehmen können und wir dazu optisch und/oder akustisch aufgefordert. Ob autonomes Fahren nachhaltig ist, ist umstritten. Einerseits helfen Assistenten, Energieverbrauch und Suchverkehr zu minimieren, andererseits machen selbstfahrende Autos wegen Leerfahrten dereinst wohl mehr Kilometer. Autonomes Fahren gilt in erster Linie als Erlebnis, weil die Zeit attraktiver genutzt werden kann.

Verkehrsmittel ergänzen sich

Auch mit Erleben hat der dritte Trend rund ums Auto zu tun: Es verliert seine Funktion als Statussymbol und wird immer mehr zu einem Verkehrsmittel «unter ferner liefen» je nach Mobilitätsbedürfnis. Gerade in den Städten macht das Auto dem Fahrrad Platz, E-Bikes und Lastenvelos übernehmen seine Funktion. Und ÖV-Anbieter entdecken das Konzept der «Seamless Mobility» (nahtlose Mobilität), das den Privatverkehr nicht als Konkurrenz sieht, sondern als komplementäres Angebot. Aus Nutzer*innensicht: «Der flexible Zugriff auf die ganze Vielfalt an Mobilität wird so zu einem Spiel, das den Spaß an Alternativen bezeugt, auf Vielfalt statt Routinen setzt und Pragmatik über Status stellt.» Erleben wird also wichtiger als Besitzen, Carsharing löst den 23 Stunden pro Tag rumstehenden Privat-PKW nach und nach ab.

Mobilitätsabos sind im Kommen

Gerade die vernetzte Mobilität ist nicht nur Zukunftsmusik, sondern in konkreten Angeboten von hiesigen Mobilitätsdienstleistern zu finden. Zum Beispiel bei den SBB: SBB Green Class heisst das Abo, das öffentlichen Verkehr (Halbtax, GA oder individuelles Abo) und ein Elektroauto nach Wahl (sechs verschiedene Modelle) kombiniert. Optionale Zusatzmodule sind Parkieren bei Bahnhöfen, Laden unterwegs, Carsharing, Bikesharing und Taxi. Ein Rechenbeispiel: Ein Halbtax-Abo plus ein VW ID.3 plus ein Guthaben für eine Ladeleistung von ca. 3000 Kilometern plus ein Jahresabo für ein Leihvelo inkl. 30 Minuten kostenloser Nutzung pro Ausleihe kostet während einer Vertragslaufzeit von 36 Monaten insgesamt 900 Franken pro Monat.

Ebenfalls ein Abo, allerdings nur fürs Auto, bietet der Fahrzeugimporteur AMAG an. Im monatlichen Fixpreis ist alles enthalten – ausser dem Tanken. Und länger als sechs Monate braucht man die Aboverpflichtung nicht einzugehen. Für diese kürzeste Abodauer und eine monatliche Kilometerleistung von 1250 km muss man zum Beispiel für einen VW e-up! 475 Franken pro Monat bezahlen.

Der Stromversorger Alpiq lancierte 2018 das erste Full-Service-Elektromobilitäts-Abo der Schweiz mit Fahrzeug, Versicherungen und Steuern, Heimladestation, Übernahme der Stromkosten und öffentlichem Laden. Das Angebot namens Juicar wurde zwei Jahre später allerdings wieder eingestellt, weil der Markt dafür nicht reif genug sei, so die Begründung gegenüber dem Tages-Anzeiger. Wie nachhaltige Mobilität gefördert werden kann und welche Bedürfnisse die Nutzer*innen haben, ist Gegenstand der Forschung: Die ETH untersucht im Projekt yumuv das Mobilitätsverhalten von freiwilligen Teilnehmer*innen an Angeboten von sogenannter Mobility as a Service, also Lösungen mit gemeinsam genutzten individuellen Verkehrsmitteln und ihrer Integration in den öffentlichen Verkehr. Die Datenerhebung ist abgeschlossen, die Auswertung erfolgt allerdings erst noch.

Wie die Politik nachhaltige Mobilität fördert

Gefördert wird nachhaltige Mobilität auch von der lokalen Politik. In Zürich kann man mit der App ZüriMobil verschiedene private und öffentliche Verkehrsmittel miteinander vergleichen: «Finden Sie für jedes Ziel Ihre aktuell beste Verbindung und das passende Verkehrsmittel.» Baden hat seit 2020 ein Reglement für eine nachhaltige städtische Mobilität. «Bei der Planung der einzelnen Verkehrsarten ist auf ihre Koexistenz und sinnvolle Ergänzung zu achten. In der Stadt Baden sind flächeneffiziente und nachhaltige Verkehrsformen zu fördern», heisst es darin. Bereits seit 2014 kennt Baden einen Leitfaden autoreduziertes und -freies Wohnen. Zwei Jahre später baute eine Genossenschaft das erste autofreie Mehrfamilienhaus im Aargau. In der Kantonshauptstadt ist das Gesamtverkehrskonzept Region Aarau in der Pipeline. Im Bewusstsein, dass das Strassennetz immer mehr an seine Kapazitätsgrenzen stösst, werden Strategien «für eine siedlungs- und landschaftsverträgliche Mobilität» erarbeitet. Das erklärte Ziel: «Die steigende Mobilitätsnachfrage soll hauptsächlich durch den Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr sowie mit einer effizienteren Nutzung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur abgedeckt werden.» Schliesslich ist die Dekarbonisierung des Verkehrs, also der zunehmende Verzicht auf den Verbrennungsmotor, ein Handlungsfeld im Klimakompass, der jüngst präsentierten Klimastrategie des Aargauer Regierungsrats.

Autor: CH Media

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