11.11.2022

Zahl der offenen Jobs stark gestiegen

Arbeitsleben

Fast alle Branchen suchen händeringend nach Mitarbeitenden. Im Aargau ist die Anzahl unbesetzter Stellen innert zweier Jahre um 50 Prozent angestiegen. Der Fachkräfte- hat sich zu einem eigentlichen Arbeitskräftemangel ausgeweitet.

Trotz steigender Energiepreise und drohender Strom- und Gasknappheit sei es der Fachkräftemangel, welcher dem Aargauer Gewerbe am meisten Sorgen bereite. Dies sagte Benjamin Giezendanner, der Präsident des Aargauischen Gewerbeverbands (AGV), am 19. Oktober 2022 in der Aargauer Zeitung. Er kenne «zahllose Beispiele» von Firmen, die zwar genügend Aufträge hätten, diese aber mangels Personal nicht ausführen könnten.

Auch die Aargauische Industrie- und Handelskammer AIHK stellte in ihrer Wirtschaftsumfrage im Januar 2022 zwar ein konjunkturelles «Stimmungshoch» fest. Jedoch gab der Verband in seinem Mitteilungsblatt bereits damals zu bedenken, dass sich mit dem Wirtschaftsaufschwung der Fachkräftemangel wieder bemerkbar mache: «Die Unternehmen betrachten die aktuelle Verfügbarkeit nochmals schlechter als bereits im Vorjahr.»

Gesundheitswesen stark betroffen

Am deutlichsten tritt der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen zutage. Am 20. Oktober titelte die Aargauer Zeitung: «Über 1500 unbesetzte Stellen im Aargauer Gesundheitswesen». Im aktuellen Schweizer Jobradar der x28 AG erscheinen gleich drei Aargauer Gesundheitsinstitutionen unter den Top 100 der Unternehmen mit offenen Stellen: das Kantonsspital Aarau (115 Vakanzen), das Kantonsspital Baden (99) und Zurzach Care (95).

Im dritten Quartal 2022 waren gemäss x28-Jobradar im Aargau insgesamt 18'761 Stellen ausgeschrieben. Zwei Jahre zuvor waren es noch 12'578 Stellen gewesen, wie WLA hier berichtete – also fast 50 Prozent weniger! Und schweizweit sind die Ärzte- und Pflege-Jobs nicht die Berufsgruppen mit den meisten unterbesetzten Stellen (3640 bzw. 14'282). Mehr Vakanzen gibt es bei den Handwerker-Jobs (46'018 Vakanzen), den Informatiker-Jobs (31'563), den Führungs-Jobs (24'435), den Bau-Jobs (23'814), den kaufmännischen Jobs (18'361), den Verkaufs-Jobs (18'028) den Montage-Jobs (16'112) und den Projektmanagement-Jobs (15'902).

Handwerker, Verkäuferinnen, Monteure: Der Fachkräftemangel hat sich zu einem Arbeitskräftemangel ausgeweitet. In vielen Branchen wird verzweifelt nach Personal gesucht. Der KMU-Anlass der Schoop + Co. AG in Baden in Zusammenarbeit mit dem Bildungsnetzwerk Aargau Ost im Juni 2022 etwa widmete sich der Frage: «Wo sind unsere Handwerkerinnen und Handwerker hin? Und was braucht es, um sie wieder zu finden?» Es braucht, war man sich einig, verantwortungsvolle Jobs, attraktive Arbeitsbedingungen, Möglichkeiten für Quereinsteiger*innen und ganz allgemein ein besseres Image der Berufsbildung gegenüber akademischen Laufbahnen.

Hier werden am meisten Mitarbeitende gesucht

Wer wissen will, in welchen Branchen und Regionen des Aargaus aktuell welche Jobs ausgeschrieben sind, kann dies auf Work Life Aargau unter «Jobs» in Erfahrung bringen. Am 20. Oktober listete die Plattform 8263 Jobs, was rund 44 Prozent von allen ausgeschrieben Stellen gemäss x28-Jobradar abdeckt. Wenig überraschend, bildeten die Gesundheitsberufe mit 1082 offenen Jobs (13 Prozent) einen Schwerpunkt. Betroffen sind sämtliche Gesundheitsdienstleister: Kantons- und Regionalspitäler, Psychiatrische Dienste, Spitex, Reha und Heime. Daneben gibt es weitere grosse Arbeitgeber in anderen Branchen, die Dutzende Jobs ausgeschrieben haben. Die Top 10:

Kanton Aargau
102
ABB Schweiz AG
99
F. Hoffmann-La Roche
77
Dottikon ES
67
Axpo
64
Aveniq
47
Paul Scherrer Institut
36
Swissgrid
36
Birchmeier
31
Jowa
29

Die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften spiegelt sich in einer tiefen Arbeitslosenquote wider. Diese lag im Aargau Ende September bei 2,3 Prozent. 349 Personen weniger als im Vormonat waren als arbeitslos gemeldet.

Im Notfall müssen Betriebe schliessen

Die Kehrseite dieser Quasi-Vollbeschäftigung: Wenn es nicht mehr anders geht, müssen Betriebe schliessen. Dieses Schicksal ereilte im Juni ein Restaurant in Bremgarten, im Juli eine Apotheke in Lenzburg und im August ein Sprachheilkindergarten in Wohlen. Selbst das «Fahr» in Künten-Sulz, dreimal in Folge zum besten Aargauer Restaurant gekürt und jüngst mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, reduzierte im Mai seine Betriebszeiten auf eine Viertagewoche. Chef Manuel Steigmeier musste eine Portion Galgenhumor beweisen, als er einen Monat später in die Vereinigung Jeunes Restaurateurs aufgenommen wurde. Beim entsprechenden Treffen wurde der neuste Gastro-Witz herumgeboten. Er geht so: «Hast du genug Personal?» Und er hat keine Pointe.

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