30.06.2021

Forum BGM: Psychische Gesundheit von Lernenden

Interessen

Die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Faktor für eine gute Entwicklung während der Berufslehre. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass 42% der 16- bis 24-Jährigen bei der Arbeit Stress haben und mehr als 30% emotional erschöpft sind. Im Vergleich zu früheren Jahren ist des Weiteren eine Zunahme von Müdigkeit und Einschlafschwierigkeiten erkennbar. Die Corona-Pandemie verstärkt die Situation zudem markant. So beträgt im November 2020 die Häufigkeit schwerer depressiver Symptome bei den 14- bis 24-Jährigen 29%. Wie können Sie als Ausbildungsverantwortliche Ihre Lernenden unterstützen und ihre psychische Gesundheit stärken?

Der Beginn einer Ausbildung stellt für Jugendliche den ersten Schritt ins Berufsleben dar. Damit Jugendliche diese Aufgabe bewältigen können, müssen sie psychisch und physisch gesund sein. Die Entwicklung von Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und Konfliktfähigkeit wird von den Erfahrungen, die während der Lehre gemacht werden, mitgeprägt. Ebenfalls haben soziale Beziehungen zu Gleichaltrigen im Kontext der Identitätsbildung und der Loslösung vom Elternhaus eine zentrale Bedeutung. Das Jugendalter ist demnach so oder so eine besonders sensible und prägende Lebensphase. Durch die Corona-Pandemie tauchen weitere Herausforderungen auf. Schwächere Lernende sowie Lernende im Abschlussjahr sind durch die Auswirkungen der Pandemie am meisten betroffen. Auf diese Gruppen muss ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

Worauf müssen Sie als Ausbildungsverantwortliche achten?

Erhöhtes Stressniveau: Verschiedene Faktoren können bei Lernenden Stress auslösen: der ungewohnte Tagesrhythmus und die im Vergleich zur Schule längere Abwesenheit von zu Hause, neue Arbeitsinhalte, Arbeitsweisen, Arbeitsmittel und Regeln der Zusammenarbeit sowie neue Kollegen und neu zu knüpfende soziale Beziehungen. Begleitet werden diese Anpassungsleistungen durch typische Entwicklungsherausforderungen (wie beispielsweise die Ablösung vom Elternhaus) von Jugendlichen.

Geringere Leistungsfähigkeit: Im Alter von 15 bis 17 Jahren befinden sich viele Jugendliche noch in der Wachstumsphase und haben die geistigen und körperlichen Leistungspotenziale von Erwachsenen noch nicht erreicht. Dies sollte bei der Planung der Arbeitsaufträge unbedingt berücksichtigt werden.

Fehlende Erfahrung: Jugendliche orientieren sich oft am Arbeitsverhalten von erwachsenen Kolleginnen und Kollegen und nehmen diese als Vorbilder wahr. Da junge Menschen noch unerfahren in ihrer Arbeitstätigkeit sind, sind sie einem wesentlich höheren Unfallrisiko ausgesetzt.

Positiver Stress: Wenn Lernende beispielsweise eine Tätigkeit innerhalb einer bestimmten Zeit erledigen müssen und sie diese mit Begeisterung und Freude ausüben, wird dieser Zeitdruck nicht als negativer Stress empfunden und stellt somit auch keine Belastung dar.

Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Lernenden und ihren Bezugspersonen ist das A und O

Gelingt der Aufbau einer gegenseitigen guten Beziehung, kann dies eine wichtige gesundheitsfördernde Ressource für Lernende darstellen. Sie kann Orientierung, Motivation und Halt geben. Ebenso fällt das Ansprechen von psychischen Auffälligkeiten einfacher, wenn bereits eine vertrauensvolle Beziehung besteht. Denn: Ausbildungsverantwortliche merken in der Regel früh, wenn ein Lernender psychische Probleme hat. Mögliche Hinweise sind:

  • Arbeitsverhalten und Arbeitsleistung: Leistungsabfall, Leistungsschwankungen, Vergesslichkeit, Verlangsamung, nachlassende Zuverlässigkeit, Häufung von Fehlzeiten, Unpünktlichkeit etc.
  • Sozialverhalten: Rückzug, Scheu vor Kontakt, Distanzlosigkeit, übersteigerte Empfindlichkeit gegenüber Kritik, Verursacher von Konflikten im Team etc.
  • Stimmungslage: aggressiv und explosiv, leicht reizbar, unsicher und ohne Selbstvertrauen, niedergeschlagen, traurig, ständig unruhig und angespannt, mutlos, resignativ, starke Stimmungsschwankungen etc.

Das Ansprechen der psychischen Auffälligkeiten fällt vielen Ausbildungsverantwortlichen sehr schwer. Das Nichtansprechen verhindert allerdings oft eine rechtzeitige externe Unterstützung. Mangelnde Früherkennung und Intervention kann bis zu Lehrabbrüchen führen. Im Kanton Aargau bieten mehrere Fachorganisationen Unterstützung. Unter anderen bieten die ask! Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf und die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) Beratung und Unterstützung an. Wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung brauchen, wenden Sie sich an das Forum BGM Aargau: info@bgm-ag.ch / 058 585 61 99.

Quellen und weiterführende Informationen:

  • Psychische Gesundheit bei Lernenden, Ein Ratgeber für Ausbildungsverantwortliche und Führungskräfte, Departement Gesundheit und Soziales, 2016
  • Swiss Corona Stress Study, Universität Basel, www.coronastress.ch
  • Wie geht’s dir? www.wie-gehts-dir.ch
  • LehrstellenPuls, ETH Zürich

Das Forum BGM Aargau unterstützt Betriebe kostenlos bei der Einführung und Umsetzung von gesundheitsförderlichen Massnahmen am Arbeitsplatz.

Autorin: Lucy Waersaegers, Geschäftsführerin Forum BGM Aargau

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